FUCK THE "KRISE". Betrachtung nach Weihnachten

Rochus Stordeur

FUCK THE „KRISE“.

Eine Betrachtung nach „Weihnachten“

In einem Erziehungssystem, das letztlich eben doch noch auf Konditionierung und Hierarchie beruht, obwohl das Ziel der Gesellschaft eigentlich Demokratie ist, scheint es nur allzu verständlich, wenn auch die andere Seite mit Strafe arbeitet. Zum Lob hat sie sicher genauso wenig Anlass. Die Strafe kann in Verweigerung bestehen, zum Beispiel der als göttlich angesehenen und als alternativlos gepriesenen Erwerbsarbeit, weil in dieser Welt ohnehin schon viel zu viel Geld vorhanden ist. Die Strafe kann aber auch in der Zerstörung der Konstrukte der Erwachsenen bestehen, hier ist es ein Sportplatz, mithin eine Schnittstelle der beiden Welten. Das Erziehungsziel könnte also lauten: wenn ihr euch weiter so unsinnig benehmt, zerstören wir sogar die Orte, die ihr eigens für uns angelegt habt: die Sport- und Spielplätze!
Eine Krise ist das Unten einer als Sinuskurve vorgestellten Verbildlichung des Lebens oder der Wirtschaft. Der arme Kondratjew (1892-1938) musste sterben, wenn auch nicht, weil er die Länge der Amplitude mit etwa fünfzig Jahren angegeben hat. Seine Idee war es, lange Wellen und als Beginn der Berge Innovationen anzunehmen und das über 140 Jahre nachzuweisen. Es ist unverständlich, warum immer nur über die Berge nachgedacht wird. Zwischen den Bergen liegen Täler, das ist in Bosnien so und in der Wirtschaft. Wer sich über einen Gipfel freut, darf sich nicht über Täler wundern. Zwar mag die Sorglosigkeit der Banker eine Krise vertiefen, verschuldet ist sie indessen nicht durch die Banker und schon gar nicht durch Regierungen.
Warum setzt der tagger aber die Krise in Anführungszeichen? Es besteht die Möglichkeit, dass er damit der Mode unterliegt Anführungs- als Betonungszeichen oder als Metaphernwarnung zu missbrauchen. Es ist aber genauso gut möglich, dass er gar nicht die Krise meint, sondern vielmehr von der Unglaubwürdigkeit der erwachsenen Medien und der erwachsenen Menschen ausgeht. Er glaubt ihnen nicht, dass es überhaupt eine Krise gibt. Wenn er sich überlegt, was alles schon für Ursachen für Schwierigkeiten angenommen wurden, die Engländer, die Franzosen, besonders die Juden, alle Ausländer, neuerdings die Türken, der liebe Gott, die Krise, der Weltkrieg (welcher?), die Nachkriegszeit, das Erdbeben in Chile, der Klimawandel, die Automobile, die Kühe, der Tsunami Nr. 27, die Eiszeit, der kalte Krieg, der kalte Hund, die Kälte, der Egoismus, das Böse, dann fragt er sich, ob es überhaupt noch Sinn macht nach dem Grund zu fragen. Man kann keinem trauen, der mehr als 30 Jahre alt ist. Man kann den Medien nicht trauen, den Regierungen nicht und nicht den Wissenschaftlern. Wenn man aber auch Weihnachten in Anführungszeichen setzt und damit vielleicht sagen will, das, was ihr da feiert, hat mit Weihnachten soviel zu tun wie die Kuh mit Ballett, dann muss man sich fragen lassen, woher man die Richtschnur, die Norm für „wahres Weihnachten“ und „keine Krisen“ nimmt.
Es gibt Krisen. Sie sind das Unten einer als Sinuskurve vorgestellten Verbildlichung des Lebens oder der Wirtschaft. Es gibt Weihnachten. Es ist der Geburtstag des praktizierenden Philosophen Jesus, der die erste moralische Wende herbeigeführt hat, ob er nun Gottes oder Josephs Sohn war. Er war jedenfalls der erste – in unserem Kulturkreis, von dem wir wissen – der Rache als Vermehrung der Ungerechtigkeit sah, der nicht Richter sein wollte (nur wer ohne Sünde ist, soll den ersten Stein werfen!). Gelacht wird oft über seine merkwürdige Lehre, dass, wenn man auf die linke Wange geschlagen wird, man die rechte hinhalten solle. Vielleicht, so habe ich neulich gehört, kann man es so interpretieren, dass man ganz ungewöhnliche Angebote bei Menschen machen soll, die gerade mal konventionell und konservativ handeln können. All diese schönen Sprüche sind nicht wörtlich zu nehmen, es sind Metaphern, wenn man auch, wie bei Kafka, manchmal nicht weiß, ob man selbst nicht auch so ein Gleichnis ist, statt wirklich, besonders wenn man im virtuellen Raum agiert, im „virtuellen“ Raum agiert, im virtuellen „Raum“ agiert, im virtuellen Raum „agiert“, … „…“ …

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